Mittwoch, 23. August 2017

Kinderbuch: "Krähe und Bär oder die Sonne scheint für uns alle" von Martin Baltscheit




Titel: Krähe und Bär oder die Sonne scheint für uns alle
Autor: Martin Baltscheit
Illustratorin: Wiebke Rauers
Verlag: Dressler (23. Januar 2017)
ISBN: 978-3791500256
Seiten: 112
Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 6 Jahren


Der Bär wird um sein faules Leben im Zoo beneidet. Jeden Tag drei Mahlzeiten und satt einschlafen. Dabei wäre er viel lieber frei wie die Krähe. Die bietet ihm die Chance seines Lebens: Sie können ihre Körper tauschen! Schnell muss der Krähenbär feststellen, dass gute Manieren in freier Wildbahn reine Zeitverschwendung sind, und die Bärenkrähe frisst sich nicht nur rund, sondern auch unglücklich. Und so teilen sich die beiden am Ende die Vollpension im Zoo in einer freien Entscheidung.
(Bild- und Textquelle: Dressler)





Meine Meinung:

Neulich im Zoo:
"Sach mal, wo ist denn der Bär?"
"Steht an der Wand und schläft."
"An der Wand? Tatsächlich! Steht er da den ganzen Tag?"
"Nur, wenn er nicht liegt und frisst."

Nur schon der Prolog zeigt auf, dass "Krähe und Bär" ein sehr spezielles Kinderbuch ist. Dieser besteht nämlich ausschliesslich aus direkter Rede. Dies ändert zwar mit dem ersten Kapitel, doch auch dann steht fest, dass man sich nicht von den farbenfrohen und fröhlichen Illustrationen in Sicherheit wiegen sollte. "Krähe und Bär" ist nämlich sehr tiefgründig und zum Teil etwas abgedreht. Dies kann beim Vorlesen erst etwas irritieren und als Mutter fragt man sich vielleicht mehr als einmal, ob das Buch wirklich die richtige Lektüre ist, doch es lohnt sich dranzubleiben, denn Kindern darf man ab und zu auch etwas zutrauen und zumuten.

Die Krähe ist frei und kann fliegen, wohin sie möchte. Sie ist jedoch völlig ausgehungert und denkt nur noch ans Fressen. Da stört auch kein Bär, wenn sie einen grossen Knochen voller Fleischfetzen entdeckt. Beim Versuch, an den Knochen zu gelangen, stürzt sei jedoch ins Wasserbecken. Blöd, dass eine Krähe nicht schwimmen kann und so darauf angewiesen ist, dass der Bär sie aus dem Wasser zieht.

Der Bär ist unzufrieden. Zwar bekommt er im Zoo immer rechtzeitig seine Mahlzeiten, er ist jedoch in seinem kleinen Gehege eingesperrt. So läuft er den lieben langen Tag im Kreis und langweilt sich. Viel lieber würde er frei sein und so ist er frustriert und schnell gereizt. Als die Krähe ihn einfach nicht in Ruhe lassen will, reagiert er schnell wütend, was auch typografisch schön hervorgehoben wird.

Es ist wunderbar zu beobachten, wie sich die sture, freche Krähe und der depressive, bornierte Bär langsam annäher und aus den Feinden Freunde werden.
Mit dieser Geschichte verhält es sich ähnlich wie mit den beiden tierischen Protagonisten. Man muss sich langsam an sie herantasten und sich eingewöhnen. Das Buch strotzt nur so von Kraftausdrücken, was bestimmt nicht bei jedem Vorleser gut ankommt. Für die Zuhörer ist die Geschichte aber umso glaubwürdiger und faszinierender.
Zwischen den lauten Tönen der beiden Tiere finden sich aber ganz viele Lebensweisheiten und wichtige Botschaften, so dass sich das Vorlesen ganz sicher lohnt.

"Krähe und Bär" ist für mich ein ideales Vorlesebuch. Das Gesprochene von Krähe und Bär ist in anderen Farben gedruckt und Ausrufe sind fett und grösser dargestellt, so dass man sehr gut betonen kann. Gerade jüngeren Lesern würde ich das Buch noch nicht alleine anvertrauen, da es doch ab und zu Klärungs- oder Diskussionsbedarf gibt.



Fazit:


"Krähe und Bär oder die Sonne scheint für uns alle" von Martin Baltscheit ist in allen Bereichen ein aussergewöhnliches Buch. Das Vorlesen braucht sicher etwas Mut, doch schlussendlich bekommt man viel mehr als zu Beginn erwartet. Zwischen dem forschen Erzählstil mit den vielen Kraftausdrücken stecken nämlich viele feine Lebensweisheiten, die bei den Zuhörern sehr gut ankommen.





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