Donnerstag, 16. Februar 2023

"Die Suche nach Paulie Fink" von Ali Benjamin





Titel: Die Suche nach Paulie Fink
Autorin: Ali Benjamin
Übersetzerinnen: Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Verlag: Carl Hanser Verlag (26. Juli 2021)
Seiten: 352
Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 11 Jahren


Caitlyns neue Schule ist höchst sonderbar. Unterrichtet wird in einer alten Villa, der pflanzenüberwucherte Sportplatz wird von einer Horde Ziegen freigemümmelt, und keiner ihrer zehn Klassenkameraden kann aufhören, über einen Schüler namens Paulie Fink zu reden. Je nachdem, wen man fragt, war er ein urkomischer Klassenclown oder ein unerbittlicher Unruhestifter. Aber eines ist sicher: Der Junge war eine absolute Legende. Jetzt ist er verschwunden, und Caitlyn wird zur Jurorin in einem Wettbewerb gewählt, bei dem ein würdiger Paulie-Ersatz gefunden werden soll. Mit jeder neuen Challenge versucht Caitlyn die Person kennenzulernen, die sie nie getroffen hat. Doch am meisten überrascht sie das, was sie dabei über sich selbst herausfindet.
(Bild- und Textquelle: Carl Hanser Verlag)





Meine Meinung:


Auf "Die Suche nach Paulie Fink" wurde ich aufmerksam, weil es für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde. Zudem habe ich 2019 "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" gelesen, welches das eindrückliche Debüt von Ali Benjamin war.

Vor etwas fürchten sich wohl viele Kinder und Jugendliche: einem Schulwechsel. Alles ist neu und man kennt niemanden. Genau so ergeht es Caitlyn in diesem Buch. Doch die Mitchell ist eine ganz besondere Schule. Sie befindet sich in einer umfunktionierten, alten Villa und so sind die Klassenzimmer alle sehr speziell und haben zum Teil sogar einen Kamin. Die Klassen sind sehr klein und die Kinder scheinen alle etwas Besonderes zu sein. Caitlyn vermisst ihre Freundinnen und hat grosse Probleme damit, dass an der Mitchell anscheinend ganz andere Regeln gelten als an ihrer bisherigen Schule. All ihre "Überlebensstrategien" scheinen hier nicht zu funktionieren. Hier wird nämlich niemand gemobbt und in den Pausen passen die Grossen auf die Kleinen auf und helfen ihnen.

Ausserdem gibt es in ihrer neuen Klasse nur ein Gesprächsthema: Paulie Fink und seine tollen Streiche. Jeder hat eine Anekdote des Schülers zu erzählen, aber niemand weiss, warum er plötzlich nicht mehr zur Schule kam. Schlussendlich beschliesst die Klasse, einen neuen Paulie zu finden und veranstaltet dafür eine Art Talentshow. Caitlyn sitzt in der Jury und hat so die Möglichkeit, die Kinder zu interviewen und so mehr über den ominösen Paulie Fink und über das Leben an der Mitchell herauszufinden.

So besteht dieses Buch aus unterschiedlichen Formaten. Zum einen erzählt Caitlyn in der ich-Perspektive, dann gibt es Berichte von anderen Schüler*innen. Dazwischen folgen immer kurze Interviewsequenzen, in denen die unterschiedlichsten Kinder zu Wort kommen. Zeitungsartikel, Listen oder E-Mails bringen noch mehr Abwechslung in das Ganze.
Dies macht die Geschichte sehr lebendig und gibt ihr einen ganz eigenen Drive. Zudem hat Ali Benjamin herrlich spleenige, exzentrische und einfach besondere Charaktere gezeichnet, die dieses Buch ausmachen.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich etwas Zeit brauchte, bis mich die Geschichte hatte, doch dann entfaltete sie ihr ganzes Potential.
Es ist äusserst spannend mitzuverfolgen, wie Catilyn immer mehr über ihre neue Schule, Paulie, aber vor allem auch über sich selber erfährt. Und nebenbei lernen wir beim Lesen gemeinsam mit ihr auch noch einiges über Ziegen, griechische Philosophen und Fussball. Im Zentrum steht jedoch Platons Höhlengleichnis. Die Welt ist nicht immer so, wie man sie zu sehen glaubt. 

So halten wir mit "Die Suche nach Paulie Fink" ein ganz besonderes Buch in den Händen und es erstaunt nicht, dass es 2022 in der Kategorie Kinderbuch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.
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Fazit:


Wie ein guter Wein braucht auch "Die Suche nach Paulie Fink" etwas Zeit zum Reifen, um sein ganzes Aroma zu entfalten und man schlussendlich das ganze Geschmacksfeuerwerk vollständig wahrnehmen und geniessen kann. (Darf man das bei einem Kinderbuch überhaupt schreiben? Oder muss es da heissen: Wie bei Tiki (Ahoi Brause) braucht "Die Suche nach Paulie Fink" etwas Zeit, bis sich der Brocken aufgelöst hat, um sein ganzes Aroma zu entfalten und es so richtig schön prickelt.)

Eigentlich spielt das überhaupt keine Rolle. Das wichtige ist, dass sich die Geschichte zu etwas ganz besonderem mausert und mit einen verschiedenen Textformen und facettenreichen Charaktere einen ganz eigenen Drive bekommt.
Kein Wunder, dass es 2022 in der Kategorie Kinderbuch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.





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